Fachkräftemangel trifft Glaubensfrage
Kirchen halten im Recruiting an religiösen Anforderungen fest
Trotz Mitgliederschwund bleiben die Kirchen große Arbeitgeber. Zwischen Januar und September 2025 haben rund 6.800 kirchliche Einrichtungen und Träger in Deutschland mehr als 50.000 Stellenanzeigen veröffentlicht, in deren Anforderungsprofil ein kirchlicher Aspekt genannt wurde. Die Bandbreite der Formulierungen reicht von der Kirchenmitgliedschaft als Einstellungsvoraussetzung über die Zugehörigkeit als Vorteil im Auswahlverfahren bis hin zur Erwartung, dass Bewerbende christliche Werte teilen oder Interesse an religiösen Themen mitbringen. Das zeigt die jüngste Stellenmarkt-Analyse der Berliner Personalmarktforschung Index Research. Quellenbasis war Index Anzeigendaten, die größte Stellenanzeigen-Datenbank Europas.
Das Bundesverfassungsgericht hat kürzlich entschieden, dass die Diakonie in einem konkreten Fall eine konfessionslose Bewerberin ablehnen durfte, ohne gegen das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) zu verstoßen.
„Das Urteil unterstreicht die rechtlich geschützten Sonderregelungen für kirchliche Arbeitgeber und hat zugleich die gesellschaftliche Debatte darüber erneut angefacht“, erklärt Index-CEO Jürgen Grenz.
Kirchen suchen neue Mitarbeiter
Stellenanzeigen von rund 6.800 Organisationen einen kirchlichen Bezug auf. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verringerte sich die Zahl dieser Einrichtungen um 6,5 Prozent. Die Zahl der Stellenausschreibungen sank um 9,3 Prozent.
„Es ist nachvollziehbar, dass kirchliche Arbeitgeber Kirchenmitglieder bevorzugen“, so Grenz. „Angesichts des spürbaren Fachkräftemangels sollten sie ihre Einstellungspraxis jedoch prüfen und offen für alle fachlich geeigneten Bewerbenden sein.“



